Vereinbarkeit von Beruf und Familie
In der Schweiz versuchen täglich mehr als eine Million Angestellte, Berufs- und Familienleben unter einen Hut zu bekommen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für Mütter und Väter eine besondere Herausforderung dar. Sie steht in engem Zusammenhang mit dem Ziel der Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft. Die gemeinsame Übernahme der Verantwortung für die Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit sowie eine faire, partnerschaftliche Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit setzt gewisse Rahmenbedingungen voraus:
- in der Wirtschaft: Lohngleichheit, Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeitmodelle, Elternurlaub
- bei der familienergänzenden Kinderbetreuung und im Schulsystem: Kinderkrippen, Tagesschulen, Blockzeiten
- in der Sozial- und Familienpolitik: Familienzulagen, Ergänzungsleistungen, Gutschriften für Familien
- bei den Sozialversicherungen: Familienlastenausgleich, Anerkennung der Leistungen von Familien, Erziehungs- und Betreuungsgutschriften
- in der Steuerpolitik: Reformen der Familienbesteuerung, Abzüge für Familien
Eine zentrale Rolle bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen die Organisationen. Sie müssen sich systematisch mit diesem Thema beschäftigen und ihre Strukturen und Prozesse so durchleuchten, damit Vereinbarkeit gut gelingt. Der Bericht Familien in der Schweiz 2021 des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass Frauen mit einem Tertiärabschluss am häufigsten kinderlos bleiben (30%). Ein Grund, weshalb Akademikerinnen häufiger hinter ihrem Kinderwunsch zurückbleiben, könnte die schwierige Vereinbarkeit von Kindern und Karriere sein. Drei Viertel der Frauen mit Tertiärabschluss befürchten, die Geburt eines Kindes würde sich negativ auf die Berufsaussichten auswirken. Die Studie der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2018 des BFS zeigt zudem, dass Mütter fast doppelt so häufig die Stelle wechseln wie die Väter, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können.
Arbeitgebende können viel zur Entlastung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen. Familienfreundliche Arbeitgebende respektieren die ausserberuflichen Verpflichtungen ihrer Mitarbeitenden und unterstützen sie konkret mit Anstellungsbedingungen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Obwohl KMU für die Umsetzung familienfreundlicher Initiativen nicht dieselben Mittel haben wie Grossunternehmen, können sie aufgrund ihrer geringen Grösse mit einer höheren Flexibilität auftrumpfen. Manchmal ist ein einfacher Dialog mit einem Angestellten schon ausreichend, um bedarfsgerechte Lösungen zu finden. Auch weitere Massnahmen, die nur geringe Kosten verursachen, können wirksam sein, zum Beispiel:
- flexible Arbeitszeiten
- Teilzeitarbeit
- Anpassung der Arbeitsorganisation
- unbezahlter Urlaub für Eltern
Von einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf profitieren Arbeitgebende und Arbeitnehmende. Die Fluktuation sinkt, was für das Unternehmen langfristig sehr lohnend ist. Die Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften erfolgt bei vorteilhaften Arbeitsbedingungen einfacher für die Unternehmen. Zudem fördert eine gute Vereinbarkeit die Leistungsbereitschaft und Loyalität der Mitarbeitenden. Eine familienfreundliche Personalpolitik zahlt sich oftmals für die Unternehmen aus. KMU können daraus insbesondere folgende Vorteile ziehen:
- Wettbewerbsvorteil als Arbeitgeber
- mehr Motivation und Engagement vonseiten der Angestellten
- höhere Produktivität und weniger Absenzen
- besseres Betriebsklima
- besseres Image bei den Kundinnen und Kunden
Quellen:
- https://www.ebg.admin.ch/ebg/de/home/themen/arbeit/vereinbarkeit-von-familie-und-beruf.html
- https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/kmu-politik/vereinbarkeit-von-beruf-und-familie.html
- https://fokus.swiss/2019/01/vereinbarkeit-familie-und-beruf-eine-herausforderung-fuer-alle/