Life Domain Balance
Bei der Life-Domain-Balance geht es darum, verschiedene Lebensbereiche, die sogenannten Domains, individuell zu gewichten. Dazu gehören einerseits Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Ehrenämter, andererseits die Beziehung zu den eigenen Kindern, die Partnerschaft und Freundschaften, die Beziehung zur Herkunftsfamilie, Hobbys, Sport und die Gesundheit. Die Domains stehen im gegenseitigen Wettbewerb um die Zeit und Energie einer Person, können sich aber auch ergänzen.
Mit dem Begriff «Balance» ist gemeint, dass ein individuell angemessenes Verhältnis zwischen den verschiedenen Lebensbereichen entstehen soll. Wie und in welchem Ausmass die genannten Lebensbereiche den Alltag eingebunden werden, hängt von der gewählten Form der individuellen Lebensgestaltung ab.
Vielfältige Aufgaben und Tätigkeiten in unterschiedlichen Lebensbereichen sind eine Bereicherung für unser Leben. Aber hohe Anforderungen, dauernde Lern- und Anpassungsprozesse sowie eine grosse Mobilität und Flexibilität machen es für Beschäftigte zunehmend schwierig, die Erwerbsarbeit mit den anderen Lebensbereichen zu vereinbaren. Dies führt zunehmend zu Folgekosten durch Krankheiten, Frühverrentungen, Produktionsausfälle, Personalfluktuation etc.. Diese Tatsachen weisen auf eine grosse Bedeutung einer ausgewogenen Lebensgestaltung für die Beschäftigten wie für die Unternehmen hin.
Auch wenn von den Bereichen die Rede ist, die das Privatleben tangieren, kann der Betrieb entscheidend zu einer idealen Life-Domain-Balance seiner Mitarbeitenden beitragen, um ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten und zu steigern:
- Mit flexiblen Arbeitszeiten, der Möglichkeit von Home Office und der Schaffung von Teilzeitarbeitsstellen oder Jobsharing. Diese Punkte sind hinsichtlich der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Müttern sowie Menschen, die sich gesellschaftlich engagieren, sehr wichtig. Sie sind auch ein Vorteil, wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen.
- Mit einer klaren Abmachung bezüglich Erreichbarkeit der Mitarbeitenden. Denn die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsort sowie die Nutzung von neuen Technologien machen die Mitarbeitenden immer und überall erreichbar. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwinden. Mitarbeitende bekunden oft Mühe, nach «Dienstschluss» von der Arbeit loszulassen. Hier können die Vorgesetzten Abhilfe schaffen, indem sie klar formulieren, welche Erwartungen sie an die Mitarbeitenden bezüglich Erreichbarkeit haben. Hilfreich ist zudem, für Abwesenheitszeiten von Mitarbeitenden die Stellvertretungen klar zu definieren.
- Mit der Möglichkeit zu unbezahlten Urlaube. So gelingt es besser, Wünsche des ausserberuflichen Lebens mit der beruflichen Tätigkeit in Einklang zu bringen. Für die Beschäftigen sind Sonderurlaube meist ein grosser Gewinn und für die Unternehmen entsteht in der Regel kein erheblicher zusätzlicher Aufwand.
- Mit grosszügigen Elternschaftsurlaube und Kinderkrippenplätze. Durch die Möglichkeit, den Elternurlaub zu verlängern und anschliessend den Beschäftigungsgrad anzupassen, kann der Betrieb Beschäftigte behalten, die sich sonst nach der Geburt eines Kindes eine neue Stelle suchen oder sich beruflich neu orientieren müssten. Eine zusätzliche Erleichterung für Eltern ist die Möglichkeit, die Kinder in der von der Firma betriebenen oder unterstützten Kinderkrippe unterzubringen.
Von einer gelungenen Life-Domain-Balance profitieren auch die Betriebe: Gesunde, motivierte und zufriedene Mitarbeitende identifizieren sich mit dem Betrieb und tragen zu einer hohen Produktivität und zu einem guten Image in der Öffentlichkeit bei.
(Oft wird anstelle der Life-Domain-Balance der Begriff «Work-Life-Balance» verwendet. Dies ist im Grunde aber irreführend: Er impliziert, dass die Arbeit und das Leben in Einklang gebracht werden sollen – als ob die Arbeit ausserhalb des Lebens stattfinden würde. Aus diesem Grund wird heute zunehmend von der Life-Domain-Balance gesprochen.)