12. Kantonale BGM-Tagung: BGM ist Gesetz(t) - Gratwanderung zwischen Freiwilligkeit und Pflicht
Kultur- und Kongresshaus KuK, Aarau
Betriebe sind zur Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) nicht verpflichtet. Ganz freiwillig ist BGM aber trotzdem nicht: Arbeitgebende sind von Gesetzes wegen zum Schutz der physischen und psychischen Gesundheit der Arbeitnehmenden aufgefordert. Im Gesetz wird diese Fürsorgepflicht im Artikel 328 OR «Schutz der Persönlichkeit» festgehalten. Die Rede ist hier auch von psychosozialen Risiken, die zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen können. Diese Risiken können durch Stress, Burnout, Monotonie oder durch Verletzung der persönlichen Integrität wie beispielsweise durch Mobbing, sexueller Belästigung oder Diskriminierung entstehen.
Klar ist: Ungünstige Arbeitsbedingungen können das Entstehen von psychosozialen Risiken begünstigen. Wie Risiken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz (beispielsweise Unfallprävention auf Baustellen oder ergonomisch eingerichtete Büroarbeitsplätze) lassen sich auch psychosoziale Risiken systematisch angehen und verhindern. Betriebe tun also gut daran, etwas mehr ins BGM zu investieren als die gesetzlich geregelten Themen: zum Wohle der Mitarbeitenden und des Betriebs selbst.
Die 12. Kantonale BGM-Tagung thematisierte die Gratwanderung vieler Betriebe bei der Ausgestaltung ihrer Fürsorgepflicht im Bereich ihrer Gesundheitsthemen. Die rund 170 Teilnehmenden erhielten theoretische Grundlagen, konkrete Praxistipps und Praxisbeispiele sowie philosophische Grundgedanken zum Thema «Freiwilligkeit».
Untenstehend finden Sie die Präsentationen der Referentinnen und Referenten.
Unterlagen Inputreferate
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Freiwilligkeit ist der Preis der Freiheit (880,3 KiB)
Prof. em. Dr. phil Theo Wehner, ETH Zürich, Arbeits-und Organisationspsychologie -
Die Fürsorgepflicht der Arbeitgebenden (405,8 KiB)
Dr. iur. Roger Hischier, Fachanwalt SAV Arbeitsrecht
Unterlagen Fokus-Inputs
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Das Spiel mit dem Glück - Glücksspiele «ein Zwiespalt zwischen müssen und dürfen» (957,2 KiB)
Tim Rohr, Suchtprävention Aargau -
Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung - Best Practice für Arbeitgebende (1,5 MiB)
Claudia Stam, Expertin und Inhaberin der Fachstelle Mobbing und Belästigung -
Tabuthema: Alkoholsucht am Arbeitsplatz (1,0 MiB)
Dr. med. Thomas Lüddeckens, FA Psychiatrie/Psychotherapie (FMH), CEO/Chefararzt, Klinik im Hasel AG -
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (1,9 MiB)
Korina Stoltenberg, Sozialpädagogin, stv. Stellenleiterin, Mediatorin SDM, Opferberatung Aargau -
Freiwillig zu mehr Gesundheit im Betrieb (5,0 MiB)
Dr. Sven Goebel, Leiter Entwicklung BGM, Gesundheitsförderung Schweiz
Programm
ab 12:45 Uhr | Empfang, Begrüssungskaffee |
13:15 Uhr | Begrüssung
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13:30 Uhr | Zwischen Verdrängung und Pflicht Szenischer Input der Future Now Consultants |
13:40 Uhr | Inputreferat: Die Fürsorgepflicht der Arbeitgebenden Eine übersichtliche Auslegeordnung des altbekannten Artikels 328 OR, untermauert mit vielen Praxisbeispielen Dr. iur. Roger Hischier, Fachanwalt SAV Arbeitsrecht |
14:10 Uhr | Best- und Worst-Practice Eine Expertin berichtet aus der Praxis Claudia Stam, Fachstelle Mobbing und Belästigung |
14.25 Uhr | Kurzpause und Wechsel zu den Fokus-Inputs |
14:35 Uhr | 1. Runde Fokus-Inputs Eintauchen und mehr erfahren Sechs parallel laufende Veranstaltungen (siehe A-F) |
15:20 Uhr | Pause und Wechsel zu den Fokus-Inputs |
15:40 Uhr | 2. Runde Fokus-Inputs (siehe A-F) |
16:25 Uhr | Kurzpause und Raumwechsel |
16:35 Uhr | Austausch der Erkenntnisse und Ideen aus den Fokus-Inputs Future Now Consultants |
16:55 Uhr | Unterstützung Forum BGM Selina Skalsky-Züllig, Co-Geschäftsführerin Forum BGM |
17:05 Uhr | Inputreferat: Freiwilligkeit ist der Preis der Freiheit Wieviel Freiheit herrscht in der Arbeitswelt, um freiwillig Tätig zu werden? Das Zitat von Gottlieb Duttweiler im Haupttitel des Vortrags, lässt sich heute noch gut belegen: Wer als Bürger «nur» seine Steuern zahlt und als Mitarbeiter lediglich «Dienst nach Vorschrift» macht, ist in der Gesellschaft nicht wirklich «beheimatet» und am Arbeitsplatz nicht nur zufrieden. Es fehlen dann Freiheitsgrade, die es braucht, um in der Gesellschaft Freiwilligenarbeit zu leisten und sich im Geschäft bspw. an Corporate Volunteering Projekten zu beteiligen. Dass der «Preis der Freiheit» – in Form von Freiwilligkeit – nicht nur der Gesellschaft oder dem Unternehmen guttun, sondern auch jenen, die sich freiwillig Betätigen, davon handelt der Vortrag auch. Prof. em. Dr. phil. Theo Wehner, ETH Zürich, Arbeits- und Organisationspsychologie |
17:45 Uhr | Apéro riche und Erfahrungsaustausch |
Durch den Anlass führ Lucy Waersegers, Geschäftsführerin des Forum BGM Aargau
Fokus-Inputs
In den Fokus-Inputs werden einzelne Themen vertieft. Profitieren Sie von den praktischen Tipps der Referentinnen und Referenten und bringen Sie Ihre Fragen ein.
A Das Spiel mit dem Glück - Glücksspiele «ein Zwiespalt zwischen müssen und dürfen»
Glücksspiele übten schon immer eine grosse Faszination auf die Menschen aus. Doch nicht für Alle bleibt das Glücksspiel ein unproblematischer Zeitvertreib. Wir möchten Sie sensibilisieren, vermitteln Ihnen Grundlagenwissen und kommen in den Austausch. Zudem möchten wir Ihnen aufzeigen, wie Sie die Früherkennung und Frühintervention in Ihre Arbeit integrieren können.
Zur Einstimmung in die Thematik: Podcast Glücksspiel
Tim Rohr, Suchtprävention Aargau
B Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung - Best Practice für Arbeitgebende
In dieser Fokusveranstaltung erhalten Sie Antworten auf folgende Fragen:
- Wie weit geht die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bei Mobbing und sexueller Belästigung?
- Welche Präventionsmassnahmen sind nötig und sinnvoll?
- Wann reichen interne Gespräche mit den betroffenen Personen bei Vorwürfen von Mobbing oder sexueller Belästigung?
- Wie ist vorzugehen, wenn die internen Gespräche erfolglos verlaufen sind?
- Wann ist der Beizug von externen Experten für eine Abklärung sinnvoll?
- Was sind die Vorteile einer externen Vertrauensstelle, was die von internen Vertrauenspersonen?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt für Schulungen zu diesen heiklen Themen und wer soll wie geschult werden?
Claudia Stam, Expertin und Inhaberin der Fachstelle Mobbing und Belästigung
C Tabuthema: Alkoholsucht am Arbeitsplatz
Leistungsabfall, Fehlzeiten, Verschlechterung des Betriebsklimas, Unfälle, Beratungsresistenz und irgendwann hat man die Nase voll. 3 – 5 % der Schweizer Bevölkerung haben ein Alkoholproblem. Betriebe als ein Spiegelbild der Gesellschaft sind mit diesem Phänomen konfrontiert. Ab wann ist ein Konsum schädlich, wie können Betriebe dies erkennen und wie wirksam darauf reagieren?
Dr. med. Thomas Lüddeckens, FA Psychiatrie/Psychotherapie (FMH), CEO/Chefarzt, Klinik im Hasel AG
D Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Ist ein Annäherungsversuch sexuelle Belästigung? Oft hört man: «Mein*e Kolleg*innen nehmen die Belästigung nicht so ernst, sie sagen, übertreib nicht so, es ist doch nicht so schlimm». Was ist eigentlich sexuelle Belästigung und wie kann ich als Vorgesetzte*r darauf reagieren? Welche Auswirkungen hat sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz? Wie soll mit Belästigten und Belästiger umgegangen werden? Wo gibt es externe Hilfe? Diesen und weiteren Fragen gehen wir praxisnah und anschaulich nach.
Korina Stoltenberg, Sozialpädagogin, stv. Stellenleiterin, Mediatorin SDM, Opferberatung Aargau
E Heikle Themen ansprechen
Interaktives Theater zu einem konkreten Fallbeispiel:
Selbst bei eindeutigen Zeichen sind Themen wie Mobbing, Alkoholsucht oder Online-Spielsucht für Vorgesetzte nicht leicht anzusprechen. Wie reagiere ich, wenn mein Mitarbeiter oder Mitarbeiterin regelmässig mit einer Fahne zur Arbeit kommt? Was, wenn er oder sie die Arbeit immer noch solide erledigt? Wann und wie schreite ich ein und mit welchen Worten? Im Fokus-Workshop setzen sich die Teilnehmenden mit diesem heiklen Thema anhand einer konkreten Situation auseinander. Die Szene wird von den beiden Schauspielern dargestellt, die Teilnehmenden schlüpfen in die Rolle von Regisseuren. So können die Teilnehmenden - ohne selber zu spielen - in einem sicheren Rahmen verschiedene Handlungsoptionen ausprobieren und reflektieren.
Marco Zbinden und Stefan Stahl, Future Now Consultants
F Freiwillig zu mehr Gesundheit im Betrieb
Will ein Unternehmen langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein, braucht es motivierte und gesunde Mitarbeitende, die sich wohlfühlen. Das freiwillige - über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehende - BGM, ist ein entscheidender Faktor, um dies zu erreichen. Während diese Erkenntnis vielen nicht fremd ist, fehlen häufig die Ressourcen und das spezifische «Know-How». Mit dem «Leadership-Kit» und der «HR-Toolbox» bietet Gesundheitsförderung Schweiz ab 2023 zwei neue Angebote, die ohne Umschweife direkt ans Handeln appellieren und diese Herausforderungen angehen.
Dr. Sven Goebel, Leiter Entwicklung BGM, Gesundheitsförderung Schweiz
Partner & Sponsoren
Dank Unterstützung unserer Partner und Sponsoren können wir unseren Mitgliedern die 12. Kantonale BGM-Tagung kostenlos anbieten. Nicht-Mitglieder zahlen CHF 150.-.
Anreise
Kultur & Kongresshaus Aarau
Schlossplatz 9
CH-5000 Aarau
Das Kultur & Kongresshaus Aarau ist am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Das KuK liegt etwa 8 Gehminuten vom Bahnhof Aarau entfernt.
Informationen zur Anfahrt, Parkiermöglichkeiten, sowie einen Lageplan finden Sie auf der Webseite des Kultur & Kongresshauses Aarau.